Bismarckturm bei Wörpen

Ende des 19. Jahrhunderts, nach dem Tode des Reichskanzlers Otto Fürst von Bismarck am 30.07.1898 kam es, besonders durch das Bürgertum, zu einer regelrechten Glorifizierung dieses Mannes. Dies ist aus heutiger Sicht verwunderlich, da er bereits acht Jahre vor seinem Tode aus dem Staatsdienst entlassen wurde und neben seinen außenpolitischen Erfolgen (Reichsgründung), innenpolitisch auch Niederlagen einstecken musste (Sozialistengesetz). Es entstehen zu dieser Zeit im gesamten Reich unzählige Bismarckdenkmäler, aber auch Ortschaften, Inselgruppen (Bismarck-Archipel), Felsen und Tunnel und sogar Nahrungsmittel (Bismarckheringe) wurden nach ihm benannt.

Nach einem Aufruf der deutschen Studentenschaft im Jahre 1898 zur Errichtung von steinernen Bismarcksäulen auf allen größeren Erhebungen, auf denen Feuer zum gemeinsamen Gedenken lodern sollen, entstanden 237 Türme bis 1934 im Reich, aber auch im Ausland, 16 davon im heutigen Sachsen-Anhalt. Das kleine Herzogtum Anhalt konnte sich dieser Euphorie nicht verschließen. In Coswig war es der ehemalige Amtsrichter Dr. Moritz Beyer, der auf einem Festessen zum Geburtstag des Kaisers im Januar 1899 zum Bau einer Säule auf dem 142 m hohen Hubertusberg warb und auch gleich eine größere Summe auftrieb. Mitte Juni des gleichen Jahres bildete sich ein Ausschuss zum Bau dieser Säule, der am 28. Juli in der "Coswiger Zeitung" folgenden Aufruf veröffentlichte: "Anhalter! Allerwärts in Deutschlands Gauen hat man den von der deutschen Studentenschaft angeregten Gedanken mit Begeisterung aufgenommen und rüstet sich, das Andenken an den Erbauer und ersten Kanzler des deutschen Reiches, an unsern Fürsten Bismarck, durch Errichtung mächtiger steinerner Säulen bei der Mit- und Nachwelt lebendig zu erhalten. Auch wir Anhalter wollen nicht zurückstehen, wo es gilt ein so patriotisches Werk zu thun. Auf dem Gipfel des Hubertusberges bei Coswig, dem schönsten und hervortretensten Punkte des Flämings in unserem Anhaltlande, soll sich eine Bismarcksäule erheben. Würdig und wuchtig aus naturwüchsigem Stein erbaut, soll sie weithin diesseits und jenseits der Elbe den Wanderer grüßen und noch nach Jahrhunderten erzählen von dem großen Baumeister des Deutschen Reiches und der Dankbarkeit seiner Mitwelt.... Jedes der unterzeichneten Ausschußmitglieder nimmt Beiträge entgegen, über die am Jahresschlusse im Anhaltischen Staatsanzeiger vom Kassierer quittiert werden wird." Es folgen dann die Namen von 123 Personen, überwiegend Handwerksmeistern und Fabrikbesitzer aus Coswig, den Dörfern, aus Roßlau (u. a. Gotth. Sachsenberg), Dessau, Zerbst (z.B. Brauereibesitzer Pfannenberg, Buchhändler Gast), Wörlitz (Bürgermeister Eiserbeck) und vielen anderen Gemeinden in Anhalt.

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