Spur der Steine

 Der DEFA-Spielfilm "Spur der Steine" (1966, Regie Frank Beyer s/w) wurde nach dem gleichnamigen Roman von Erik Neutsch verfilmt.              Absoluter King auf der Großbaustelle Schkona ist der großspurige und auch körperlich fast ungeschlachte Brigadier Hannes Balla ( Manfred Krug).Er genießt vor allem bei seiner Truppe höchstes Ansehen, weil er dafür sorgt, dass die Abrechnungen und die Prämien stimmen. Ein bisschen ungemütlich wird es Hannes allerdings, als die junge Technologin Kati Klee und der neue Parteisekretär Werner Horrath auf Baustelle erscheinen. Die Uraufführung fand in Halle-Neustadt statt ? nur drei Tage danach verschwand der Film im DEFA-Archiv, weil er angeblich ein verzerrtes Bild der SED lieferte, und der Rolle, die die Partei bei der Entwicklung des Sozialismus spielte. Die Uraufführung wurde durch einen Teil des Publikums massiv gestört. Die Vermutung, dass die Störer im Staatsauftrag handelten, liegt nahe. Erst 1990 wird er wiederaufgeführt. Die Szene, in der Balla den Volkspolizisten in den Dorfteich wirft, wurde in Coswig (Anhalt) gedreht. Der Teich existierte noch bis zur Wende. Nach der Wende wurde der Teich zugeschüttet, heute befindet sich dort der Marktplatz von Coswig (Anhalt).

Der folgende Text ist aus der "Neuen Berliner Illustrierten"(NBI), Ausgabe 45 / 1965 Ballas gehen badenDie Einwohner von Coswigs (Mehrzahl!) sind nicht zu beneiden. Leiden sie doch immer wieder darunter, dass der Name ihrer Städte im Umkreis von 120 Kilometern zweimal vorkommt. Meyers neues Lexikon verzeichnet beide Orte durchaus gleichrangig. Beide verfügen über ansehnliche Chemieindustrie. Kein Wunder, dass die Leute von Coswig ? welches auch immer ? auf Besonderheiten scharf ist. Unser Coswig ? wir meinen natürlich das, von dem hier die Rede ist ? hat auch einige davon aufzuweisen. Es besitzt einen Elbhafen und ist dem Meer ? mit 70 m Höhe ? überhaupt viel näher als jene andere Stadt, die vom Meeresspiegel nicht weniger als 48 m weiter entfernt liegt. Es ist berechtigt, hinter seinem Namen in Klammern das aussterbende Wort "Anhalt" zu setzen. Damit erinnert es an seine Zugehörigkeit zu dem ehemaligen Fürstentum, Gebilde von drei ? gespaltenen Herzogtümern, wiedervereinigten Herzogtum und Freistaat (was alles Anhalt nacheinander in dieser Reihenfolge seit 1218 war) ? einem Ländchen, das einst auf seine Münzen gewiss nicht ohne Grund die herzlich gemeinte Bitte "Gott segne Anhalt" prägen ließ.. Außerdem kommt das anhaltinische Coswig in einem viel diskutierten Roman vor, wenn es auch auf 903 Seiten nicht ein einziges Mal genannt wird. Wer Erik Neutschs Nachbemerkung zu seiner "Spur der Steine" aufmerksam liest, kann feststellen dass der Schriftsteller sein Recht, mancherlei zu erfinden, für "Personen und ihre Eigenschaften" sowie für die Romanstadt Schkona in Anspruch nimmt, "die auf keiner Karte verzeichnet ist". Wer hier nach der Existenz von Vorbildern suche, befinde sich im Irrtum, warnt der Autor. Von Ereignissen dagegen ist nicht die Rede. Und so ist denn auch das Ruhe und Ordnung störende Bad im Marktteich keine Erfindung. Es hat sich in Coswig tatsächlich einmal abgespielt. Natürlich hat dieses Naturschauspiel auch die Drehbuchautoren der DEFA nicht kalt gelassen. Und das diese Szene des Films dann am Originalschauplatz aufgenommen wurde, war nur recht und der DEFA wegen eingesparter Baukosten auch billig. Mangel an Komparserie ? Roman und Drehbuch schreiben Zuschauer vor ? brauchte man nicht zu befürchten. Obwohl etliche Coswiger das ungewöhnliche Bad schon einmal gesehen hatten, freilich ohne Regie und Kamera, harrten sie bei der filmischen Nachahmung tapfer aus. Es sollte doch schließlich alles seine Ordnung haben. Gegenüber dem Roman ist die Filmszene, die ja ohne Kommentar auskommen muss, in Dialog und Handlung pointierter. (Unsere Bildungsschriften gehen vom Drehbuch aus.) Doch davon ein andermal! Hier seien noch drei eindeutige Erklärungen gegeben: Die Bilder auf diesen Seiten sind hochgradig explosiv ? so sehr, dass Sie sie nicht einmal im Film wieder sehen werden. Der wird nämlich nicht in Farbe gedreht. Wir haben weder etwas gegen die Anhaltiner im Allgemeinen noch gegen die anhaltinischen Coswiger im Besonderen. Im Gegenteil! Kein Berliner, der sie um die Aufsehen erregende Badegeschichte nicht beneidete! Wir haben auch gegen die Berliner nichts. Für den bedauerlichen ? sowie teilweise unseriösen Text zeichnet Heinz Niemann, für die explosiven Fotos K. D.Schwarz verantwortlich Quellen: http://www.ddr-wissen.de/wiki/ddr.pl?Spur_der_Steine

  Zeitung: NBI 45/1965

  Weitere Links zu diesem Thema:

http://www.deutsches-filmhaus.de/filme_einzeln/ba_be_einzeln/beyer_frank/spur_der_steine.htm

http://www.highlightzone.de/dvd/spur_der_steine.html