Das Coswiger Schloss

Die Bezeichnung „burgum“ findet sich auch in einer Urkunde von 1234. Bereits im Jahre 1215 berichtet man von einem Vogt „Johannes advocatus de Coswich“. Die Ursprünge des Coswiger Schlosses reichen also bis in das 12./13. Jahrhundert zurück. Coswig gehörte in dieser Zeit zur Grafschaft Hoyers von Falkenstein. Nachdem das Territorium Anhalt entstanden war und zum ersten Mal geteilt wurde, unterstand Coswig Siegfried I., dem Begründer der Cöthener Linie. In jenen Jahren war die Stadt noch nicht sehr groß. Sie umfasste den Breiten Weg, an dem das fürstliche Schloss lag und einige wenige Nebenstrassen. Die sehr schöne Lage der Burg bzw. des späteren Schlosses machte es für die Fürstenwitwen als Sitz besonders anziehend. Zu diesem Zweck erhielt die Fürstin Agnes, Tochter des Fürsten Wizlaw von Rügen bei ihrer Hochzeit mit Albrecht II. das Schloss und die Stadt Coswig als Leibgedinge zugeschrieben, welches in einer Urkunde aus dem Jahre 1324 nachzulesen ist. Im gleichen Zuge wurde der erste „Kastellanus“, ein Schlosshauptmann, erwähnt. Agnes sowie ihre Nachfolgerin Beatrix von Sachsen konnten den Witwensitz jedoch nicht mehr in Anspruch nehmen. Als Fürst Sigismund I., auch Sigmund genannt, im Jahre 1405 verstarb, nutzte seine Frau Brigitta von Querfurt Coswig als Witwensitz. Sie soll die schönste Frau von ganz Sachsen gewesen sein. Nun beabsichtigte Sigmunds jüngerer Bruder Albrecht Anrechte gegenüber Zerbst geltend zu machen, wozu Coswig seit der Teilung von 1396 gehörte. Es kam zu einer Aussprache mit dem Zerbster Rat im Coswiger Schloss. Schließlich musste nach einer endgültigen Einigung im Jahre 1416 die Fürstenwitwe Coswig räumen. Aber dafür bekam sie Dessau als Witwensitz. Hinzu kam, dass in jener Zeit auf Grund einer alten Fehde der Elternhäuser zwischen dem anhaltinischen Fürsten und dem Hause Schwarzberg, dem Günther von Magdeburg entstammte, ein Streit um das Coswiger Schloss entbrannt war. Der Zwist konnte durch Vermittlung des Herzogs von Braunschweig 1407 beigelegt werden. Der Erzbischof Günther und die anhaltischen Fürsten machten sich dabei verschiedene Zugeständnisse. Fürst Albrecht trat Schloss und Weichbild Coswig an den Erzbischof ab und zahlte ihm außerdem 300 Schock Kreuzgroschen. Die anhaltischen Fürsten erhielten jedoch Schloss und Weichbild als Lehen zurück, was in einem Lehnbrief von 1444 bezeugt ist. Somit entging Coswig knapp dem Schicksal, Herrschaftsgebiet des Erzbistums Magdeburg zu werden. Als Albrecht Geld für eine Reise zu König Sigismund benötigte, verpfändete er Coswig für 600 rheinische Gulden an den Kurfürsten von Sachsen. Die Schuld konnte erst 60 Jahre später beim sächsischen Kurfürsten eingelöst werden. Schloss und Stadt Coswig gehörten nun wieder zu Anhalt. Fürst Albrecht, seine Frau Elisabeth von Querfurt und sein Sohn Albrecht V. starben in Coswig und sind dort beigesetzt, woraus man schlussfolgern kann, dass sie von dort aus auch regiert haben. Nach Albrecht V. folgte sein Sohn Phillip als neuer Schloss- und Stadtherr. Cordula von Lindau-Ruppin, Fürst Phillips Tante, ließ sich, nachdem ihr Mann Adolf I. 1473 verstorben war, in Coswig nieder. Zwischen 1473 und 1508 war das Schloss also erneut Witwensitz. Vermutungen besagen, dass Coswig sein Stadtwappen der Fürstin Cordula verdankt. Eine andere Darstellung nennt eine Gestalt des alten Testaments, nämlich Judith mit dem Holofernenkopf, als mögliche Frauengestalt des Wappens. Das Schloss kam nach Phillips Tod an Waldemar VI: und schließlich an Fürst Wolfgang von Anhalt. Wolfgang, der unverheiratet blieb, lebte von 1492 bis 1566. Seine Regierungszeit fiel in eine Epoche der Weltgeschichte, die ihn voll in ihren Bann zog. Bereits vor 1527 führte Fürst Wolfgang als Schloss- und Stadtherr Coswigs Verhandlungen zur Säkularisation des Nonnenklosters und des Domes. Mit Unterstützung seiner Freunde Luther, Melanchthon und Cranach setzte er in seinem Herrschaftsbereich die Reformation durch. Im Jahre 1547 während des Schmalkaldischen Krieges wurde das Schloss von den Spaniern in Brand gesetzt, wobei Schlosshauptmann Claus Obesser mit seiner tapferen Besatzung ums Leben kam. Der Schlossbau wurde damals völlig niedergebrannt und viel alte wichtige Register und Schriftstücke dadurch vernichtet. Deshalb gibt es keinen gesicherten Kenntnisstand über die Gestalt dieses frühen Schlosses. Aus einer Schilderung jener schweren Zeit ließ sich zumindest entnehmen, dass das Schloss mit Mauern und einem Graben gesichert war. Fürst Wolfgang von Anhalt ließ 1555-58 ein neues Schloss errichten. Der zerstörte Bau muss ungefähr an derselben Stelle gestanden haben. Abbildungen von diesem Bau gibt es ebenfalls nicht. Sicher ist jedoch, dass ausgehauene steinerne Erker das neue Schloss zierten. Die in Stein gehauene Jahreszahl 1556 deutet darauf hin, dass der Bau in diesem Jahr vollendet wurde. Im selben Jahr bekam das Schloss eine Wasserleitung und ein langer Marstall wurde errichtet. 1558 entstand der Nordflügel und 1560 das Wärmehäuschen mit den Badestuben bei der Küche. Fürst Wolfgang war für die Coswiger ein gütiger Gebieter, der viel für die Entwicklung der Stadt getan hat. Ein berühmter Zeitgenosse Wolfgangs, Phillip Melanchthon, hat seiner Freude an dem schönen Coswig Ausdruck gegeben. Das Coswiger Landbuch berichtet: „Melanchthon wüsste kein Schloss am Rhein so lustig und bequem gelegen. Es liege fein hoch in gesunder Luft, und die Elbe fließe unten vorbei; im Sommer habe es eine große Lust, der Schiffe halben, so alle vorüberpassieren und allda anhalten müssen, so aus Böhmen und Meißen herunterlaufen. Gegenüber dem Wörlitzer Winkel wäre ein schöner Vogelgesang, herrlicher Jagd, Fischereien und andere Nutzung, die er also an keinem Orte am Rhein so nahe beisammen wüsste. Welchem Zeugnis ein jeder, dem dieser Ort bewusst (=bekannt) wäre, Beifall geben muss.“ Dieser berühmte Ausspruch darf natürlich auch an dieser Stelle nicht fehlen. Ein anderes Mal äußerte Melanchthon, wie Beckmann in seiner Geschichte S. 310 berichtet, überschwänglich: „Das Coswiger Schloss ist ein Vogelbauer, nur das man nicht in demselben, jedoch von demselben im Frühling allerhand liebliche Vogelstimmen hören könnte.“ Ob ihm das alte oder das neue Schloss, oder vielleicht beide Formen bekannt waren, entzieht sich unserer Kenntnis. Mit Sicherheit können wir aber sagen, dass im Coswiger Landbuch vom Jahre 1566 die ersten Begebenheiten berichtet werden. Im Jahre 1562 übersiedelte Wolfgang nach Coswig und residierte hier zwei Jahre lang. 1564 ging er nach Zerbst, wo er im Jahre 1566 verstarb. Fürst Bernhard führte als neuer Stadt- und Schlossherr den von Wolfgang begonnenen Ausbau der Stadt weiter. Nach Bernhards Tod 1570 konnte sein Bruder Joachim Ernst die anhaltischen Gebiete kurzzeitig wieder vereinigen. Seine Söhne teilten Anhalt im Jahre 1603 erneut in die 4 Hauptlinien Anhalt-Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Zerbst und Anhalt-Köthen. Somit wechselten Amt und Schloss Coswig wieder den Besitzer, nämlich an die Zerbster Hauptlinie mit Fürst Rudolf (1576-1621). Vom Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) blieb auch Coswig nicht verschont. Während Gustav Adolf von Schweden vom 22. bis zum 28. August 1631 mit seinem Heer bei Göritz lag, hatte er sein Hauptquartier im Coswiger Schloss. 1636 überfielen die Schweden unter General Banners Coswig, verwüsteten es und plünderten es gänzlich aus. Es ist zu bezweifeln, dass das Schloss dabei ebenfalls zerstört wurde, denn eine im Jahre 1639 in der Turmkugel eingelegte Urkunde beklagt keine Zerstörung, sondern lediglich den allgemeinen Verfall des Schlosses. Magdalene, geb. Gräfin von Oldenburg, siedelte 1642 als Witwe von Fürst Rudolf nach Coswig über und Sohn Johann trat seine Herrschaft an. 1657 verstarb Magdalene im Coswiger Schloss, wurde aber in Zerbst beigesetzt. Johann war seit dem 16. September 1649 mit Sophia Augusta (1630-80), Tochter des Herzogs Friedrich von Holstein-Gottorp, vermählt. Aus ihrer Ehe gingen insgesamt 14 Kinder hervor, wovon nur vier Söhne und eine Tochter überlebten. Sophia Augusta bekam ebenfalls wie ihre Schwiegermutter Coswig als Leibgedinge, woraus man schlussfolgern kann, dass das Coswiger Schloss für die Zerbster Hauptlinie hauptsächlich als Witwensitz von Bedeutung war. Johann starb 1667 an Kinderpocken. Nun ließ die Fürstenwitwe Sophia Augusta zwischen 1670 und 1677 ein neues Schloss errichten. Bei Restaurierungsarbeiten wurden dazu sehr viel später, nämlich im Jahre 1964, in der Kupferkugel der Wetterfahne des Schlosses Dokumente der Baugeschichte gefunden. In der Kugel befand sich eine Kupferhülse, die ein Notenblatt, fünfzehn verschiedene Münzen, und drei Dokumente, wie im folgenden beschrieben, enthielt: 1. Kopie des Bauauftrages von Fürstin Sophia Augusta vom 30.03.1670, 2. Dokument zum Richtfest mit den Namen der Fürsten und anderer anwesender Persönlichkeiten vom 31.10.1674, 3. „Verzeichnüs aller Handtwercksleuthe welche diesen Hochfürstl(ichen) Schloßbaw meiste Zeit angewandt gewesen und in Arbeit gestandten“ vom 31.10.1674. Es wird angenommen, dass man die Dokumente anlässlich des Richtfestes am 31. Oktober 1674 in die Kupferkugel legte. Die Münzen und die Originale der Schriftstücke sind heute im Rathaus aufbewahrt. Auf Befehl des regierenden Fürsten Carl Wilhelms wurden der dem Schlosstor gegenüberstehende Querstock und das neue Portal nach und nach erneuert sowie das alte Schlossgebäude nach der Elbe hin innen und außen repariert und renoviert. Der Schlossbau ist also nicht total erneuert worden. Coswig verdankt der Fürstenwitwe nicht nur die heutige Grundgestalt des Schlosses, sondern führte auch unter anderem den Wochenmarkt ein. Nach Fürstin Sophia Augusta blieb das Schloss Hundert Jahre ohne Fürstenwitwe. Schloss und Stadt Coswig wurden im Jahre 1760 von Friedrich II., dem großen Preußenkönig, für einige Tage besucht. Durch das Aussterben der Zerbster Hauptlinie mit dem Tod von Johann August im Jahre 1742 fiel Coswig an die Dornburger Nebenlinie. 1764 entstanden am Schloss die Gebäude links und rechts des äußeren Tores. Die unteren Stockwerke hatten Arkaden mit Verkaufräumen. Später wurden die Arkaden zugemauert, sind aber auch heute noch in der Anlage zu erkennen. Im oberen rechten Stockwerk waren bis 1873 die Geschäftsräume der Gerichtskommission untergebracht. Die obere linke Etage wurde vom Gerichtsaktuar bewohnt. Der fürstliche Marstall befand sich, wie schon zu Fürst Wolfgangs Zeiten, im langen Gebäude östlich der Schlossanlage. Im südlichen Teil des Gebäudes war außerdem die Elbzollkasse und die Dienstwohnung des Elbzollmeisters untergebracht. 1765 ließ Fürst Friedrich August, der seit 1764 mit Friederike Auguste Sophie (von Anhalt-Bernburg) verehelicht war, dicht beim Schloss den Weinberg anlegen. Um den Weinanbau hier anzusiedeln, hat er einige Häuser die dort standen, aufkaufen und dann abreißen lassen. Friederike war nach dem Ableben ihres Mannes im März 1793 als letzte Fürstenwitwe von Anhalt-Zerbst zurückgeblieben. Da diese Ehe keine Kinder hervorbrachte, wurde Anhalt-Zerbst aufgeteilt und Coswig fiel 1797 an Bernburg. Damit kam es in den Besitz von Alexius Friedrich Christian. Ab Juni 1793 bewohnte Friederike Auguste Sophie den Nordflügel der Schlossanlage, die nun letztmalig als Witwensitz genutzt wurde. Sie soll klein und unansehnlich, aber voller Milde und altfränkischer Steifheit gewesen sein. Das Coswiger Stadtarchiv enthält Schreiben der Fürstenwitwe und Honoratioren der Stadt, woraus hervorgeht, dass Friederike sehr beliebt war. Sie verstarb 12. April 1827 und wurde im Coswiger Mausoleum beigesetzt. Dieses befand sich bis 1939 (Abriss) auf dem Gelände des heutigen Schillerparks. Das Vermögen fiel zu einem beträchtlichen Teil an die Fürstin von Waldeck, welche viele Teile der Inneneinrichtung, insbesondere die wertvollen Gemälde, aus dem Schloss entfernen ließ. Die restlichen Kunstgegenstände wurden 1856 ins Bernburger Schloss überführt. Eine dafür geschriebene Anweisung vom 17. Januar 1856 beweißt, dass einige Gemälde recht wertvoll gewesen sein müssen. Ein Bildnis des Prinzen Ernst von Anhalt, das wahrscheinlich ein echter „Cranach“ gewesen ist, hatte den höchsten ideellen Wert. Nachforschungen über den Verbleib der Coswiger Schlosseinrichtung blieben bislang ohne Erfolg. Die letzten fürstlichen Gäste waren im Jahre 1835 der Herzog Alexander Karl von Anhalt-Bernburg und Gemahlin Friederike. Nach dem Zusammenschluss Anhalts im Jahre 1863, kam es zu einem Ausgleich zwischen dem Staat und dem herzoglichen Hause. Im Ergebnis fiel das Coswiger Schloss in den Besitz des Herzogtums. 1866 verwendete man das Schloss als Lazarett für verwundete Soldaten. Während des deutsch-französischen Krieges, 1870/ 71, brachte man die französischen Kriegsgefangenen dort unter, Die Gefangenen entließ man Ende April 1871 wieder in ihre Heimat. 1873 begann der Umbau zur Strafanstalt, der nun die Innenarchitektur bis auf die Schlosskapelle endgültig vernichtete und auch äußerlich das Schloss veränderte.  Im Coswiger Zuchthaus waren im III. Reich politische und kriminelle Häftlinge untergebracht. Auch zahlreiche Coswiger wurden im Zuchthaus inhaftiert. Die Häftlinge waren aus insgesamt 23 Ländern. Am 1. Juli 1927 ist die Frauenabteilung von Coswig ausgegliedert worden. Während jener Zeit nutzte man die ehemalige Schlosskapelle bis 1945 weiterhin für Gottesdienste. Die Haftanstalt bestand bis 1956 weiter. Im Jahre 1958 wurde das Gebäude dem damaligen Landesarchiv Magdeburg übergeben, 1961 dem Zentralen Staatsarchiv der DDR. Man begann mit Restaurierungsarbeiten, wobei die verwitterte Balustrade, die Turmuhr und die stark kupferne Kugel auf der Turmspitze mit der Wetterfahne abgenommen werden mussten. Wie bereits erwähnt, wurden dabei in der Turmkugel die besagten Dokumente entdeckt. Zur Fortführung der Tradition legte man nun wieder Urkunden, Tageszeitungen und Münzen des Jahres 1964 sowie Kopien der gefundenen Baudokumente in die Kupferkugel. Außerdem wurden die zugemauerten Fenster wieder geöffnet und andere Fenster entgittert. Die aufgesetzten Stockwerke beließ man im Urzustand und die Fassade erhielt ein neues Gesicht. Es entstanden eine Gedenkstätte und eine kleine Ausstellung zu Ehren der Opfer der Zuchthauszeit. Das Schloss wurde im Renaissancestil erbaut, enthält aber auch barocke Bauelemente. Bei der Draufsicht des Schlosses erkennt man, dass die gestalt einem unregelmäßigen Viereck entspricht. Die Ecken der Schlossanlage werden von Bossenwerk (Eckenverstärkungen aus Quadern) geschmückt. Rechts und links des Südflügels standen Pavillons mit Barockhauben, die durch einen Altan verbunden waren. 1873 fiel der Altan dem Umbau zum Opfer und wurde in Höhe des Seitenflügels aufgestockt. Die ovale Fensterform (Barockstil) im Bodengeschoss des Südflügels wiederholt sich unter dem Dreiecksgiebel im Ostflügel. Im Ostflügel befindet sich das Coswiger Portal durch das man in den Innenhof gelangt. Es ist ein typisches Renaissanceportal mit Dreiecksgiebel und Kolossalpilasterordnung (Wandpfeiler über mehrere Stockwerke) an den Seiten. Bevor man das Portal durchschreitet, erreicht man zunächst eine Seitentür in einem großen Tor mit einem Oberlicht, das ein schmiedeeisernes Gitter enthält. Über dem Tor befindet sich eine Innschrift und zwei Wappen, die mit Weinreben geziert sind. Die Kapelle im Ostflügel besitzt Rundbogenfenster und ist gewölbt. Sie hatte zur Erbauungszeit eine prächtige Ausstattung. Der östliche und der westliche Verbindungsflügel bilden im Innenhof Binnenarkadengänge. Das eigentliche Hauptgebäude, nach Norden gelegen, hat an den Seiten jeweils drei Volutengiebel, die mit Ohrmuschel- und Knorpelwerkornamenten verziert sind. Der Nordflügel ist dreigeschossig und zum Innenhof hin ist am Gebäude ein Turm angesetzt. Durch ein schönes Portal mit der Jahreszahl 1675 über dem Eingang gelangt man über eine Wendeltreppe zur Aussichtsplattform. Der Turm hat oben eine Balustrade und einen Aufsatz mit Uhr, der mit Kupferkugel und Wetterfahne abschließt. Unter der kuppelartigen Turmbedachung befindet sich ein Tambour (mit Fenstern versehener zylindrischer Unterbau), in dem die Turmglocke hängt. Darunter ist eine sogenannte Welsche Haube (ähnlich wie Zwiebeldächer, im Unterteil aber nach innen gewölbt). Außerdem führten vom Turm aus zwei Freitreppen in die erste Etage des Hauptgebäudes. Nur die rechte Treppe ist vorhanden. Im Schloss hat sich nur eine der vielen Stuckdecken erhalten. Sie stammt vom bekannten Hofbaumeister Giovanni Simonetti. Der sichtbare Augenschein stimmt mit Berichten aus früherer Zeit überein – es fällt die phantasievolle Vielfalt und die meisterhafte Ausführung aller Elemente auf. Auch an anderer Stätte der Stadt sind Zeugen Simonettis besonderer Kunst erhalten. Neben dem schönen Taufstein in der evangelischen Pfarrkirche „Sankt Nicolai“ sind es vor allem Stuckdecken im Gebäude Zerbster Strasse 40. Die Gebäude im Außenhof stammen aus dem 18. Jahrhundert. Nur das eine hatte zwei wappengeschmückte Portale. Im Westen, Osten und Norden war das Schloss durch einen Graben geschützt. Im Süden gab die Elbe Schutz. Da der Bach, der den Graben speiste, zugeschüttet wurde, liegt der Schlossgraben heute trocken. Wegen seiner gut erhaltenen Außenarchitektur steht die gesamte Anlage unter Denkmalschutz. Quellen:„Vom alten zum modernen Coswig“ von M. Kühlewind, 1937„Die Geschichte und Architektur des Coswiger Schlosses“ von Christina Schmidt, 1993„Geschichte der Stadt Coswig in Anhalt“ von Oberprediger Ernst Werner, 1929„Unbekannte Stuckdecken von Giovanni Simonetti in Coswig“ von Mario Titze Link: Schlossausstellung 2008