St. Nicolai Kirche Coswig (Anhalt)

Ihre Ursprünge gehen auf das Jahr 1150 zurück, in welchem mit dem Bau einer dreischiffigen Hallenkirche begonnen wurde. Zu dieser Zeit wurde das Bauwerk im romanischen Stil errichtet. Das Fundament der romanischen Rundbogenapsis ist im Fußboden des Chorraumes markiert. Außerdem weisen auf diesen Baustil die Verzierung mit dem Triumphbogen und das große Nordportal hin. In diesem ursprünglichen Bauwerk befand sich der Eingang im Breitturm, d.h. auf der Westseite und die beiden Seitenschiffe waren von der Halle durch eine Säulen-Pfeiler-Säulen-Reihe abgetrennt. Im Jahre 1272 wird ein Augustiner-Nonnenkloster in unmittelbarer Nachbarschaft von Fürst Siegfried von Anhalt-Cöthen gegründet und er stiftete den Nonnen die St. Nicolai Kirche als Klosterkirche. Die Kirche erhielt einen geraden geschlossenen gotischen Langchor mit drei Kreuzrippengewölben. Das frühgotische Chorgestühl ist in Resten erhalten geblieben, ebenso vier Scheiben mit farbiger Glasmalerei aus dem 14. Jahrhundert. Diese Scheiben wurden in ein neues Bleiglasfenster in der Vierung eingefügt.

Die Darstellung der farbigen Glasmalerei zeigen vier Motive aus dem alten Testament. Adam und Eva mit der Schlange und Vertriebene aus dem Paradies (1. Mose 3) sowie Versuchung Abrahams und Bewahrung Isaaks (1. Mose 22)

Eine wichtige Spur dieser frühgotischen Erweiterung stellt aber auch das Portal an der Nordseite des Schiffes dar, das noch heute als Haupteingang zur Kirche genutzt wird. Nach 250 jährigem Dasein als Klosterkirche wird die St. Nicolaikirche im Zusammenhang der Reformation 1527 wieder Stadtkirche. Im Schmalkaldischen und im Dreißigjährigen Krieg wird die Kirche mehrfach zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Im Stile der Renaissance wurden im Jahre 1564 im Schiff und im Chor Doppelemporen eingebaut und mit Schriftbildern verziert. Die auf Höhe des Triumphbogens ansetzende flache Kassettendecke ist mit Ornamenten bemalt. Am Ende des 16. Jahrhunderts wird auch in Coswig die aus Zwickau kommende Bilderstürmerei wirksam. Diesem Einfluss fiel der Schnitzaltar zum Opfer. Mit dem Jahr 1687 beginnen an Altar und Kanzel Neuaufbauten im Barockstil. Dabei wurden noch erhaltene ältere Schmuckelemente verwendet. Aus der Schaffenszeit Lucas Cranach d. J. überdauerten insgesamt drei Bildwerke das kriegerische 17. Jahrhundert: 1701 wurde die Innenausstattung um den Taufstein von Giovanni Simonetti erweitert. 1864 ließen die Coswiger in ihrer Stadtkirche die alte Orgel des Dessauer Orgelbauers Michael Tröger entfernen und durch ein Werk des Bernburger Meisters Kühne ersetzen. Coswigs Kirche nennt man auch die Kirche mit den vielen Türen..., denn sowohl die Fürsten als auch die wohlhabenden Bewohner der Stadt hatten eine eigene Kirchenloge, die dann sogar noch mit einem eigenen Eingang von außen versehen wurde. Der Turm der Kirche musste ebenfalls mehrfach erneuert und umgebaut werden. Er wurde in quadratischer Form über dem rechteckigen romanischen Unterbau errichtet und geht im oberen Bereich in eine achteckige Form über. In diesem Abschnitt befand sich früher die Türmerstube. Darüber folgt der Austritt auf den Umgang, der einen faszinierenden Ausblick über die weiten Elbauen in das Dessau-Wörlitzer Gartenreich und im Norden sind die dichtverwaldeten Moränen des Flämings zu sehen. Der Turm beherbergt zwei mittelalterliche Bronzeglocken, eine in Zuckerhutform aus dem 12. Jahrhundert, die andere in Tulpenform aus dem 13. Jahrhundert und ist der Inschrift folgend Maria geweiht. An dieser Glocke wurde ein Riss entdeckt, deshalb wurde sie am 29.09.2004 mittels Kran aus dem Kirchturm gehoben und wurde in einer Spezialwerkstatt repariert.