Gierfähre Coswig (Anhalt)
Hier am alten Elbübergang in Coswig wurde bereits im Landbuch von 1566 eine Kahnfähre beschrieben. Diese Fähre benötigte für den 125 m breiten Fluss, je nach Wasserstand, 40 - 60 Minuten. Auf der damals vorhandenen Fährprahm (ein flacher Schiffskörper mit stumpfen Bug und Heck) hatte ein Pferdewagen mit Pferd Platz. Dieser Übergang diente zu jener Zeit vorwiegend dem anhaltinischen Fürstenhaus als Verbindung zu Wörlitz und Dessau aber auch den Bauern, die ihre Heufuhren von den Wörlitzer Elbwiesen nach Coswig brachten. Da die Fähre als herrschaftliches Eigentum verpachtet war, hatte der Fährmann auch die Verpflichtung, die Kähne zu unterhalten. Als Gegenleistung für das Übersetzen der fürstlichen Familie erhielt er jährlich einen Wispel Rogen (ca. 1.000 kg). Für allen anderen Fahrgäste gab es keinen festen Tarif, die Überfahrt musste jeweils mit dem Fährmeister verhandelt werden.
Seit Pfingsten 1864 wurde die alte Kahnfähre Coswig durch eine neue Gierfähre ersetzt. Die bis zu diesem Zeitpunkt gebräuchliche Kahnfähre musste unter großem Kraftaufwand der Fährleute durch Staken und Rudern zum anderen Ufer gebracht werden. Durch die starke Strömung der Elbe war ein Abtreiben nicht immer zu vermeiden. Die viel größere Gierfähre, eine Erfindung des Holländers Hendrick Heuck, stellte in jeder Hinsicht eine bedeutende Verbesserung dar. Die Tragfähigkeit wurde vergrößert und die Fahrzeit verkürzte sich von etwa 40 Minuten auf 5 Minuten. Die Wasserkraft nahm den Fährleuten die schwere körperliche Arbeit ab.
Die Gierfähre ist an einem etwa 250 m langen Drahtseil verankert, welches sich kurz vor der Fähre teilt. Verändert man durch Seilwinden die Länge der Drahtseilenden zueinander, so ändert sich der Anstellwinkel der Fähre zur Strömung. Der Druck des Wassers gegen die schräggestellte Breitseite drängt das Fährschiff zum anderen Ufer. Der heutige Schiffskörper ist einem Ponton gleich und damit unsinkbar.
Im Jahre 1978 erhielt die Fähre noch eine Aufenthaltskabine auf der stromabgelegenen Seite der Fähre, zu der auch ein kleiner Raum für Werkzeug und Hilfsmittel gehört. Im Jahre 1996/ 97 wurde die Fähre ein letztes Mal modernisiert, hier wurden die beiden Ausleger um 1,5m verlängert und die Holzplanken der Nutzfläche durch eine geriffelte Metalloberfläche ersetzt. Die Fähre besitzt mit ihrem motorlosen Antrieb eine Tragfähigkeit von über 20 Tonnen, sodass auch Busse mit der Fähre übersetzen können.
Bei normalen Wasserstand hat die Elbe bei Coswig (Anhalt) eine Wassertiefe von 3 m, das sind 59,70 m über NN. Erreicht der Pegelstand 61,20 m über NN, muss der Fährverkehr eingestellt werden. Die Coswiger Gierfähre ist jedoch ganzjährig im Einsatz, ausgenommen einer Winterpause in den Monaten Januar - Februar.
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Für Nutzer der WelterbeCard ist die Hin- und Rückfahrt mit der Elbfähre Coswig (Anhalt) kostenlos.