Fürstin Friederike 1744-1827

Friederike Auguste Sophie, Tochter des Fürsten Viktor Friedrich von Anhalt Bernburg, wurde 1744 geboren. Sie vermählte sich 1764 mit dem letzten Fürsten der Linie Anhalt-Zerbst, Friedrich August.

Einige Tage nach ihrer Vermählung reisten sie nach Coswig und wenige Tage darauf nach Basel. Die Fürstin, welche erst glaubte, ihr Gemahl scherze, mußte sich fügen. Der Fürst lebte hier in Basel ganz auf bürgerlichem Fuße und regierte sein Land durch eigenhändig geschriebene Befehle und Anordnungen. Nach Zerbst kehrte er nicht zurück. Fürst Friedrich August wurde 1768 zum Reichsfeldmarschall ernannt. Um die Einordnung der Truppen besser leiten zu können, siedelte er nach Luxemburg über.

Seine Gemahlin Friederike hatte er in Basel zurückgelassen, wo sie fast dreißig Jahre einsam geweilt hat, ohne dass ihre Bitten, ihr die Heimkehr nach Zerbst zu gestatten, erfüllt wurden. Ihr Mann starb 1793 zu Luxemburg, die Ehe blieb kinderlos. Nach dem Tode ihres Gemahls erhielt Friederike von der Kaiserin Katharina II. von Rußland (Schwester Friedrich Augusts) den Nießbrauch des sämtl. Zerbster Allodiums und die Einkünfte, wie auch die fernere Administration der Erbherrschaft Jever. 1797 zog sie in das Coswiger Schloß, das ihr als Witwensitz angewiesen war. Hier lebte sie 30 Jahre.

Sie wird uns als kleine unansehnliche Frau, voll Milde und altfränkischer Steifheit geschildert. Sie selbst hatte keine großen Ansprüche, anderer Not aber zu lindern war sie jederzeit bereit. Besonders in den Zeiten schwerster Not, die sie hier in den Kriegsjahren mit durchleben mußte, war ihre Anwesenheit oft genug ein wirksamer Schutz, denn auch die Feinde achteten die greise Fürstin. In der Zeit von 1806-1815 wurde auch Coswig durch Einquartierungen und durchziehende französische sowie preußische Truppen nicht verschont. Man forderte Verpflegung und Geld, Plünderungen blieben nicht aus. Ein französisches Regiment wollte gute Reitpferde. Da man keine hatte, mußte man sich loskaufen. 750 Taler wurden verlangt, 450 Taler gab die Fürstin Friederike dazu.

Als das Schlimmste überstanden war, überrechnete man den Schaden und mußte eine Anleihe machen. Auch in dieser Not zeigte sich die Fürstin großherzig und gab 1450 Taler dazu. Die Einwohner Coswigs haben es der Fürstinwitwe ganz besonders hoch angerechnet, dass sie die Stadt in dieser Zeit nicht verlassen hatte. Man war überzeugt, dass ihre Gegenwart es veranlaßt hatte, dass man nicht noch schlechter behandelt worden war. Die Friederikenstraße hieß früher Neugasse.

Im Jahre 1825 brannten die Häuser der südöstlichen Hälfte von Nr. 23-32 mit allen Hintergebäuden ab. Dadurch gerieten viele Einwohner in große Not. Die Fürstin Friederike nahm sich dieser Geschädigten in hochherziger Weise an und unterstützte sie, indem sie 500 Taler für den Aufbau ihrer abgebrannten Häuser beisteuerte. Außerdem ließ sie für diese Leute acht Tage lang kochen. In dankbarer Erinnerung an die Fürstin wurde die Straße in Friederikenstraße umbenannt. Die Fürstin starb im Jahre 1827. 

Quelle: Geschichte der Stadt Coswig (Anhalt) von Ernst Werner Anh. Geschichte von H. Wäschke